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Daniel Forsnabba | Modernes Trompetentraining

Mit offenem Hals spielen?

Die Luft soll frei fließen. Der Hals soll offen sein. Was aber bedeutet das eigentlich, dieses „Hals offen“? Und noch viel wichtiger: wie kann man das erreichen?

© Richard Villalon – fotolia.com

Wenn man sich auch nur ein wenig mit der Anatomie des Halses beschäftigt, stellt man schnell fest, dass die Frage, was ein „offener Hals“ bedeutet, gar nicht so einfach zu beantworten ist. Denn „Hals“ bedeutet nicht nur Stimmlippen, weil auch hier vieles in komplexer Weise miteinander in Verbindung steht und sich gegenseitig beeinflusst, also z.B. Kehlkopf, Rippen, Halswirbelsäule, Zunge,… um nur einige zu nennen.

Deswegen finde ich es sinnvoll, sich das große Ganze anzuschauen, anstatt einen Zustand des Halses erreichen zu wollen, den man sowieso nicht präzise definieren kann und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, was das gewünschte Ergebnis ist und wie man dieses zuverlässig erreichen kann.

Das Ziel hinter dem „offenen Hals“ ist nämlich meist ein freier, kerniger Klang und/oder ökonomisches Spiel. Ich möchte dir jetzt drei effiziente Ansätze vorstellen oder in Erinnerung bringen, mit denen du genau das hinbekommen kannst.

Inneres Hören

Deine Vorstellung deines Klanges und der Musik, die Du spielen willst, setzt Prozesse in deinen Körper in Gang und koordiniert diese. Dein Geist ordnet also an, was das Ergebnis sein soll und der Körper setzt das um.

Der Geist (das innere Hören) regelt oder koordiniert also alles Körperliche (Spieltechnik).

Folgerichtig gilt es, zuerst an deiner Vorstellung zu arbeiten. Das beginnt damit, dass du singst, was du gleich spielen willst, du also eine genaue Tonhöhenvorstellung entwickelst.

Stell dir auch den Klang vor. Wie möchtest du, dass deine Trompete klingt? Weich, offen, voll, soft, kernig …?

An der Stelle kannst du auch noch das Konzept von Song & Wind zur Anwendung bringen. „Song“ wäre das eben beschriebene innere Hören und „Wind“ wäre Luft in Bewegung.

Du reduzierst also die sonst kompliziert scheinende Spieltechnik auf einen Faktor: Luft.

Du kümmerst dich nicht darum, wie sich deine Lippen anfühlen.
Du kümmerst dich nicht darum, wie genau der Ansatzwinkel des Mundstücks ist.
Du kümmerst dich nicht darum, wie deine Zungenposition ist.

Nein, deine ganze Aufmerksamkeit gilt der Musik und der Idee „Luft in Bewegung“

Gebrauch des Selbst

Die Art wie du dich als ganzer Mensch gebrauchst, definiert dein allgemeines Funktionsniveau. F.M. Alexander (1869-1955) hat entdeckt, dass das Verhältnis des Kopfes zur Wirbelsäule die Koordination des ganzen Körpers bestimmt.

Lerne also hier bewusst Einfluss zu nehmen, denn eine bessere allgemeine Koordination wird auch dazu führen, dass die oben erwähnten komplexen Zusammenhänge im „Hals“ günstig beeinflusst werden – also zum Beispiel alles was im Kehlkopf passiert, die Muskeln die vom Kehlkopf zur Halswirbelsäule gehen, die Verbindung der Zunge zum Kehlkopf usw. usf.

Lerne dich neu zu koordinieren:

  • damit der Kopf beweglich sein kann,
  • damit der ganze Rest Deiner selbst folgen kann,
  • damit du effizient Trompete spielen kannst…

Dieser ganzheitliche Ansatz schafft oder verbessert die Voraussetzungen, so dass alle weiteren Maßnahmen besser greifen können.

Körperfunktionales Geschicklichkeitstraining

Diese Idee hat u.a. Malte Burba in seiner Methode sehr detailliert ausgearbeitet. Während das innere Hören, von dem oben die Rede war, vom Ganzen zum Detail geht, geht man hier von Detail zum Ganzen.

Ein Beispiel wäre eine Geschicklichkeitsübung, mit der man trainiert, seine Zunge zu gebrauchen, ohne dass Stimmlippen, Kiefer und Lippen/mimische Muskulatur daran beteiligt sind. Denn im Alltag – beim Sprechen oder Essen beispielsweise – werden die genannten Elemente immer gemeinsam gebraucht.

Beim Trompete spielen kann das aber stören, wenn zum Beispiel bei Luftdruckerhöhung durch die Zunge, gleichzeitig auch der Luftdurchfluss in den Stimmlippen vermindert wird.

Das regelmäßige Training der Geschicklichkeit und der Fähigkeit zu differenzieren, verbessert mittelfristig und folgerichtig die Qualität des Trompetespiels. Wichtig ist aus meiner Sicht, dererlei Übungen im Kontext zu sehen. Sie tragen ihren Teil bei und zwar sehr effektiv, können also einen wichtigen Teil des Puzzles darstellen.

Fazit

Ob der Hals nun tatsächlich „offen“ ist (was immer das ist) oder nicht spielt letzlich keine Rolle, wenn(!) man denn gelernt hat effizient zu spielen. Denn wenn das ganze System besser funktioniert, wird als Nebeneffekt der Hals genauso offen sein, wie es dem Spiel gut tut.

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4 Antworten

  1. Daniel,
    Deine Erläuterungen leuchten ein. Aber der Weg bleibt diffus. Bei der Zunge gibst Du Übungen an, wie diese entkoppelt bewegt werden kann. Für die Stimmbänder finde ich hier keine entsprechenden Tipps. auch diese müssten ja „unter Kontrolle“ gebracht werden. Ich sehe noch nicht, wie meine Wunschvorstellung (die ich durchaus habe) in die Steuerung meines Körpers übertrage. Dieser Prozess wäre ja gerade das, was man in der Ausbildung zum Trompeter erklärt bekommen möchte. Sonst stehe ich eigentlich am gleichen Ort wie zu zuvor. Christoph

  2. Hallo Daniel,

    ich kenne das Problem gut – nicht von mir aber von einem Freund der bis heute damit zu kämpfen hat. Meine Theorie dazu ist, das er bei höheren Tönen den Kehlkopf in eine Stellung bringt die auch zum Singen hoher Töne nötig wäre. Er „singt“ also im Kehlkopf quasi mit. Und das ist kontraproduktiv, für ihn sogar schmerzhaft und führt zu Verspannungen.
    Bei mir ist es so, dass ich den Kehlkopf wärend des Blasens immer versuche in einer Stellung möglichst tiefer Singtöne zu halten und zu entspannen. Also „tief singen während man hoch spielt“. Bei mir hilft’s!

    Gruß Reinhard

    1. Das ist exakt bei mir auch so. Ich bin Sänger und singe beim Trompete spielen mit, allerdings ohne Stimmbandschluss. Bringt für’s Singen eine ungeheure Kraft und Ausdauer, aber ein C3 auf der Trompete ist ein gesungenes C4 und irgendwo hat auch der geübte Tenor Mal das Ende der Fahnenstange erreicht. Leider ein schwieriges Thema. Ich versuche auch innerlich nach unten oktavieren. Bei aufsteigenden Signalen aber für mich sehr schwierig.

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