Wie das halt so ist, mit den guten Vorsätzen: „Eigentlich wollte ich ja. Aber dann kam was dazwischen. Ich hatte einfach keine Motivation. Ich war zu erschöpft. Ich habe es schlicht wieder vergessen…
Normalerweise sollte man ja annehmen, dass man das tut, was einem wichtig ist. Das stimmt im Prinzip ja auch, aber es gibt da noch zwei Punkte, die in der Praxis eine oft entscheidende Rolle spielen:
1. Gegenwille
Der Begriff „Gegenwille“ wurde zuerst von dem Psychoanalytiker Otto Rank verwendet. Er bezeichnet einen instinktiven Widerstand gegen jede Form von Zwang. Dabei funktioniert er (weil instinktiv) ähnlich zuverlässig wie z.B. Kraft/Gegenkraft in der Physik. Wer Kinder hat, ist sich dessen bewusst: je mehr man will, dass ein Kind etwas tut, desto geringer ist oft die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind das Gewünschte dann auch tut :-) (vgl. Counterwill nach Gordon Neufeld)
Ähnlich ist es auch mit dem Thema Üben. Natürlich „zwingt“ dich in dem Sinne niemand zum Üben. Hier steht eher ein „Du musst/sollst…“ des Lehrers oder ein eigenes „Ich sollte/müsste…“ im Raum. Und gegen beides wirst du, oft unbewusst, einen Gegenwillen entwickeln, der es dir dann möglicherweise schwer macht. Dann brauchst du für das, was dich weiterbringen würde, auf einmal viel Überwindung.
Es geht also darum aus dem „Ich sollte/müsste üben.“ ein klares „Ich will üben.“ zu machen, denn ein Wollen löst, im Gegensatz zum Müssen, keinen Gegenwillen aus. Damit das klappt brauchst du gute Gründe.
2. Gründe
Nein, damit sind nicht die „offiziellen“ Gründe gemeint, die für das regelmässige Üben sprechen, wie z.B. das es tatsächlich die effektivste Art zu üben ist, dass das Trompetespielen dann mehr Freude bereitet, man sonst keine/kaum Fortschritte machen kann usw.
Darum geht es mir aber nicht, sondern (ähnlich wie im letzten Beitrag) darum, dir deine eigenen Gründe bewusst zu machen:
- Was fasziniert DICH am Trompetespielen?
- Warum hast DU damals damit angefangen?
- Was gäbe es DIR, wenn du dies oder jenes dann (besser) könntest?
- Welche Türen öffneten sich dadurch für DICH?
- usw.
Du kannst bei einem Spaziergang darüber nachdenken. Oder dich hinsetzten und eine Liste machen. Was auch immer für dich am besten passt.
Wenn du deine eigenen Gründe bewusst hast, kannst du eine regelmässige Übepraxis leichter etablieren:
- Dann bist du vielleicht erschöpft, aber du übst trotzdem.
- Dann kommt vielleicht was dazwischen, aber du übst trotzdem, nur vielleicht etwas später als geplant.
- Dann hast du keine Motivation, aber du übst trotzdem – und erntest schon bald die Früchte deines regelmäßigen Übens.
Es kann aber auch sein, dass du feststellst, dass es dir (momentan) gar nicht so wichtig ist. Dann kannst du die Konsequenzen daraus ziehen und brauchst kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, denn du hast eine bewusste Entscheidung gefällt.
Fazit
Falls du eine regelmässige Übepraxis etablieren willst und bisher, trotz bester Absichten, daran gescheitert bist, mache dir das Phänomen des Gegenwillens bewusst und finde deine eigenen, guten Gründe.
Und Du?
Übst du regelmässig? Wie bekommst du das organisiert? Oder willst du regelmässig üben, schaffst es aber nicht? Was hindert dich? Ich freue mich auf deinen Diskussionsbeitrag, den du jetzt in das Kommetarfeld schreiben kannst, wenn du magst: