Trompete Spielen Lernen

Kenne ich schon…

Ich habe mir schon oft die Chance verbaut etwas Neues zu lernen oder an bestimmten Stellen weiter zu kommen, weil ich mir sagte: „Kenne ich schon“. Ich sage gerne, dass jener Satz einer der größten LernVerhinderer aller Zeiten ist. Nun, inzwischen passiert mir das nicht mehr so leicht, wenngleich die Tendenz dazu weiterhin vorhanden ist. Aber zum Thema:

Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein und wirklich jedem ist bewusst, dass Fortschritte in weiten Teilen nur durch häufige Wiederholung (=Training) erreicht werden können. Warum aber handeln wir oft nicht nach dieser Einsicht, obwohl wir die Früchte dieses Trainings schon gerne ernten würden?

Gewöhnung

Ein wichtiger Grund hierfür ist Gewöhnung. Das ist ein Filter, der alles ausblendet, was derzeit nicht wichtig zu sein scheint. Somit ist man nicht mehr bei der Sache, beschäftigt sich im Geiste mit etwas anderem und empfindet die Übung oder das Stück als lästig.

Hier geht es darum, sich bewusst um eine aktive Wahrnehmung zu bemühen. Bewusst den Filter Filter sein zu lassen und so zu tun, als spielte man die Übung das erste Mal; die Neugier eines Kindes wieder in sich lebendig werden lassen und somit wirklich hier und jetzt anwesend zu sein.

Ich habe mich vor Jahren mal mit einem Trompeter unterhalten, der über 2000 (in Worten „zweitausend“!!!!) Mal das Musical Cats gespielt hat. Seine Strategie? Jedes Mal noch besser spielen als beim letzten Mal. Somit war es jedes Mal eine neue Herausforderung für ihn und er fand auch nach 2000 Wiederholungen noch Aspekte, die er das nächste Mal anders machen wollte.

Langeweile

Langeweile-Trompete üben
© Clemens Schüßler – Fotolia.com

Sonst kommt nämlich Langeweile auf, die übrigens rein gar nichts mit deiner Übung oder dem Stück zu tun hat, sondern ausschließlich im eigenen Kopf entsteht. Wer immer wieder in denselben Denk- und Erfahrungsrillen hin- und herpendelt, wer auf denselben Stimulus bzw. ähnliche Stimuli immer auf die gleiche Art reagiert, der langweilt sich notgedrungen.

Dabei ist Menschsein doch auch eine fortwährende Entwicklung: du bist heute nicht mehr derselbe, wie du gestern warst. Also besteht die Chance, dass heute andere Aspekte in dir angesprochen werden und du bemerkst neue Aspekte an der Sache, die dir vorher noch nie (so) aufgefallen sind – und somit wird auch deine Wahrnehmung immer detaillierter und reichhaltiger.

Ich habe beispielsweise seit über drei Jahren CDs von J. Brahms „Vier ernste Gesänge“ von verschiedenen Interpreten im Auto und ich kenne inzwischen jede Nuance, die die Sänger und Pianisten machen und kann auch das komplette Werk „virtuell“ in meinem Kopf „hören“. Und: es wird nicht langweilig. Im Gegenteil: klassische Musik ist so reichhaltig, dass ich immer wieder Neues entdecke, auch wenn ich ein Werk schon 100te Male gehört habe!

Lerne Wiederholungen zu schätzen…

…denn Wiederholungen sind dein Freund. Nicht nur, weil du NUR dadurch er-folg-reich (Folg-e des Tuns) sein kannst. Das auch.

Sondern vor allem deswegen, weil du dadurch ein ver-tief-tes Verständnis erlangen kannst, deine Wahrnehmung reichhaltiger wird (s.o.) und du somit mehr Freude an deinem Spiel und an der Musik anderer haben kannst – weil du mehr wahrnimmst und trainiert bist, bewusst hier und jetzt da zu sein.

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