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Daniel Forsnabba | Modernes Trompetentraining

Trompete spielen ist kein LeistungsSport

Trompete spielen wird immer wieder mit Sport verglichen. Dann heißt es sinngemäß: „Trompete spielen ist genau wie Leistungssport!“ und alle nicken zustimmend. Ich denke mir ja immer, dass man das dann auch andersrum sagen können müsste: „Sport ist genau wie Musik.“  Und diesem Satz würden wohl keiner mehr zustimmen. Schauen wir uns doch einmal die Gemeinsamkeiten und Unterschiede an.

© improvisor – fotolia.com

Wir sind Musiker

Zunächst einmal trainieren Sportler für einen Wettbewerb. Es geht also darum eine Leistung abrufbar zu haben und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Musiker hingegen bereiten sich auf Konzerte vor. Hier spielt man für ein Publikum. Es geht um Kunst und nicht (nur) um abrufbare Leistung.

Die Absicht, mit der man  Trompete spielt, ist wichtig, denn

  • wir sind ganz. Als psycho-physische Wesen spiegelt sich unsere Absicht auch in der Körperspannung wider –  und damit auch in der Koordination, im Klang, im Ausdruck…
  • der Zuhörer merkt sofort, ob jemand nur Technik abliefert. Musik soll aber berühren. Das kann sie aber nicht, wenn die Absicht eine andere ist.

Natürlich ist die Spieltechnik Grundlage und ohne eine solide Technik kann ich schlicht nicht spielen – aber Technik ist von der Musik nur bedingt zu trennen. Es gibt selbstverständlich einzelne Aspekte, wie Koordination, Kraft, Ausdauer, die man auch isoliert trainiernen kann und auch sollte. Dabei hört es aber nicht auf, denn diese technischen Grundlagen werden koordiniert durch die musikalische Vorstellung – und die Absicht. Ist die Absicht „Musik“, wird es, bei gleichen technischen Voraussetzungen, anders klingen, als wenn die Absicht „LeistungsSport“ ist.

Wir sind Sportler

Ja, es gibt gewisse Aspekte, die mit Sportlern verglichen werden können und die sehr wichtig, weil sie mitunter Grundlage für die Umsetzung des Notentextes sind. Kraft und Ausdauer kann man beispielsweise wie ein Bodybuilder trainieren. Das ist m.E. dem Training auf der Trompete sogar vorzuziehen, denn dann kann man die Trompete mehr zum Musizieren verwenden und weniger zum Muskelaufbau mißbrauchen.

Und ja, natürlich ist eine Lead-Trompete in der Bigband oder die 27. Strophe eines Chorales mitunter auch(!) eine sportliche Leistung. Auch – denn es geht natürlich um etwas ganz anderes…

Dann sind da noch mentale Techniken zur Konzentrationssteigerung, „Flow“, Fähigkeiten abrufen können, usw. wo wir tatsächlich noch viel von Sportlern lernen könnten.

(Und bei der für Musiker extremst seltenen oder nie vorkommenden Situation einer Prüfung oder eines Probespieles geht es dann ausnahmsweise mal um Wettbewerb. Doch selbst da wollen die Prüfer idR. Musik(!) hören. Reine technische Perfektion langweilt die Jury.)

Fazit

Es gibt also gewisse Schnittmengen, aber Sport und Musik sind keinesfalls gleichzusetzen. Unser Üben und Proben dient dazu Kunst zu erschaffen – und nicht dazu, einen Wettbewerb zu gewinnen.

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5 Antworten

  1. ich führe seit 7 Jahren ein Jugendcamp durch, das nennt sich
    „Anpfiff Europa – Musik und Fußball“
    Hier der link zu der genaueren Bescheibung. Ich bin schon der Meinung, dass Musik und speziell der Fußball sehr viele enge Parallelen haben, ohne dass es immer zuerst um Leistung gehen muss.
    Das Camp ist unter den Jugendlichen ein „Renner“
    (Da wir aber jedes Jahr hinter den Sponsoren her rennen, weiß nicht wie lange so etwas noch geht. Wir Musiker arbeiten hier ohnehin alle ehrenamtlich.)
    http://home.mnet-online.de/dieterkanzleiter/Index_19.htm

  2. Natürlich sind Musik und Sport unterschiedlich – aber ich denke viel weniger als man meinen könnte. Die Umkehrung Sport ist doch wie Musik, ist gar nicht so abwegig – auch Sport hat viel mit mentaler Vorstellungskraft zu tun – der Einklang des Geistes mit dem Körper ist in beiden Disziplinen ziemlich zentral. Den grössten Unterschied sehe ich darin, dass Musik viel mehr mit Kommunikation an „Aussenstehende“ (Zuhörer) zu tun hat, als dies beim Sport mit den Zuschauern der Fall ist. Da die Trompete ein sehr körperliches Instrument ist, ist der Bezug zum Sport durchaus gegeben.

  3. Beim Musizieren dient der Körper als Mittel zum Zweck, die Musik ist in Zentrum. Im Sport sind der eigene Körper und die eigene körperliche Leistung der Fokus und das Ziel. Beim Musizieren ist die eigene Person ein Instrument im Dienst der Musik, es geht um noch etwas Höheres.

  4. Die Absicht, mit der man Trompete spielt, ist wichtig, denn

    wir sind ganz. Als psycho-physische Wesen spiegelt sich unsere Absicht auch in der Körperspannung wider – und damit auch in der Koordination, im Klang, im Ausdruck…
    der Zuhörer merkt sofort, ob jemand nur Technik abliefert. Musik soll aber berühren. Das kann sie aber nicht, wenn die Absicht eine andere ist.

    Das kann ich nur bestätigen und das wurde mir gestern im Unterricht von meinem Lehrer vorgehalten.
    Nach einer sehr psychisch anstrengenden Unterrichtstunde letzten Donnerstag, und dann zwei extrem anstrengenden Tagen mit Probe, sagte er, dass es sich Sonntag morgen wie ein roter Faden durch den Gottesdienst, den wir mit unserem Posaunenchor gespielt haben, gezogen hätte, dass ich ich nicht richtig fit war.
    Mir ist das so allerdings nicht aufgefallen, da ich zumindest technisch bis auf eine etwas modern geratene Stelle in einer Oberstimme, absolut korrekt gespielt habe. Aber offensichtlich konnte mein Lehrer an meiner Körpersprache und am Ausdruck des Gespielten da mehr ablesen .

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