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Daniel Forsnabba | Modernes Trompetentraining

3 Prinzipien effektiven Übens

© Trueffelpix – fotolia.com

In letzter Zeit bin ich im Netz auf einige Artikel zum Thema Üben gestossen, (z.B. hier, hier und hier) und möchte dich heute mit drei wenig beachteten Prinzipien bekannt machen, die eine entscheidende Rolle bei deinem Üben spielen können. Sie betreffen den Aufbau von Übungen, grundlegende Lernstrategie und das MenschSein.

Sofortiges Feedback

Beim Fußballspielen sieht man sofort, ob der Ball im Tor ist, oder nicht. Genauso geht beim Tennis der Ball ins Netz oder wird ein As. Durch dieses sofortige Feedback kann man entsprechende Korrekuren vornehmen und lernt sehr schnell, was zu tun bzw. nicht zu tun ist.

Das Gehirn hat diese Fähigkeit, aus sofortigem Feedback zu lernen, „eingebaut“. Es funktioniert daher sehr, sehr gut. Deswegen ist es eine gute Idee, wann immer möglich, sofortiges Feedback ins eigene Üben einzubauen.

Wenn du beispielsweise deine Stimme zuerst singst und dann spielst, dann kannst du das Gesungene mit dem Gespielten vergleichen, hast also dann beim Spielen sofortiges Feedback, ob du richtig gespielt hast und kannst entsprechende Korrekturen vornehmen.

Welche weiteren Ideen hast du um dieses Prinzip anzuwenden?

Langsam

Dazu eine lehrreiche Geschichte:

Till Eulenspiegel ging eines schönen Tages mit seinem Bündel an Habseligkeiten zu Fuß zur nächsten Stadt. Auf einmal hörte er, wie sich schnell Hufgeräusche näherten und eine Kutsche hielt neben ihm.

Der Kutscher hatte es sehr eilig und rief: „Sag schnell – wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?“

Till Eulenspiegel antwortete: „Wenn Ihr langsam fahrt, dauert es wohl eine halbe Stunde. Fahrt Ihr schnell, so dauert es zwei Stunden, mein Herr.“

„Du Narr“ schimpfte der Kutscher und trieb die Pferde zu einem schnellen Galopp an und die Kutsche entschwand Till Eulenspiegels Blick.

Till Eulenspiegel ging gemächlich seines Weges auf der Straße, die viele Schlaglöcher hatte. Nach etwa einer Stunde sah er nach einer Kurve eine Kutsche im Graben liegen. Die Vorderachse war gebrochen und es war just der Kutscher von vorhin, der sich nun fluchend daran machte, die Kutsche wieder zu reparieren.

Der Kutscher bedachte Till Eulenspiegel mit einem bösen und vorwurfsvollen Blick, worauf dieser nur sagte: „Ich sagte es doch: Wenn Ihr langsam fahrt, eine halbe Stunde…“

Quelle: Lothar J. Seiwert: Wenn Du es eilig hast, gehe langsam

Wir sind so in Eile.

Wir können nicht mehr abwarten.

Wir haben verlernt ein langsames Reifen wertzuschätzen. Dadurch geht so viel verloren und daraus resultieren die meisten Probleme.

Frage dich, was das für Dein Üben bedeutet. An welchen Stellen bist du zu ungeduldig? Wo suchst du nach Abkürzungen? Wo weigerst du dich zu akzeptieren, dass manche Dinge einfach Zeit brauchen?

Und das führt uns zum nächsten Prinzip:

Vergeblichkeit

Wenn etwas (noch) nicht funktioniert, dann ist das frustrierend und das ist auch gut so! Denn es sind immer Emotionen – hier Frust – die uns in Bewegung bringen. Es macht also keinen Sinn so zu tun, als wärst du nie frustriert – denn jeder ist das hin und wieder! Es geht lediglich darum diesen Frust für dich zu nutzen:

  1. Als erstes wirst du versuchen eine Lösung zu finden. Manchmal klappt das auch und dann hast du es dem Frust zu verdanken, dass du einen Schritt weiter gekommen bist. Es ist aber nicht immer möglich eine Lösung zu finden/umzusetzen, dann können wir zur zweiten Möglichkeit übergehen:
  2. Diese zweite Möglichkeit ist ganz schlicht: die Vergeblichkeit deiner Versuche zu fühlenGordon Neufeld spricht in diesem Zusammenhang von der „Mauer der Vergeblichkeit“ (wall of futility). Durch das Fühlen der Trauer darüber, dass etwas (momentan) nicht vorwärts geht, „schmilzt“ die metaphorische Mauer, und Lernen geschieht. Oft bedeutet das „nur“ die Erkenntnis, dass du geduldig weiter üben mußt. Da es diesmal deine eigene Erkenntnis ist, wird dir das auch gelingen…
  3. Wenn du keine Lösung finden kannst und auch das Gefühl der Vergeblichkeit nicht zulassen kannst, dann wirst du früher oder später einen Wutausbruch bekommen. Das hilft dir zwar auch nicht weiter, aber irgendwo muss die Energie ja schliesslich hin :-) Danach kannst du wieder bei Punkt 1 beginnen und nach einer Lösung suchen…

Es ist wichtig Gefühle da sein zu lassen, denn sie sind wichtiger Bestandteil des Menschseins. Und sie spielen eine wichtige Rolle in jedem Lernprozess!


VideoPräsentation: Effektiv Üben! (im Trompete Insider-Club(

Was wirst du künftig anders machen?

Welche der drei Prinzipien wirst du bei deinem nächsten Üben einbauen? Welche Ideen hast du durch das Lesen des Artikels bekommen? Schreibe deinen Diskussionsbeitrag in die Kommentarbox unter dem Artikel:

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4 Antworten

  1. Zum Punkt3 der Vergeblichkeit : Arban 1. Teil Tonleiterstudien. Ich war schon bei 5 oder 6 Kreuzen angekommen, aber irgendwie wollte das nicht so in meine Finger wie ich es als damaliger ungeduldiger Jungspund es wollte. Irgendwann war ich so wütend, dass die Schule quer durchs Zimmer flog und die betreffende Seite raus riss.
    Aber danach ging es mir wieder besser und ich konnte mit neuer Energie an die Sache gehen.
    Heute, 37 Jahre später, habe ich beim Üben die Ruhe weg. Metronom neben mir, alles erstmal schön langsam und ohne mir irgendeinen Druck zumachen etwas zu einem bestimmten Termin perfekt spielen zu können. Dank Metronom hat man immer die sofortige Rückmeldung, dass es schneller wird, von Mal zu Mal, das vermeidet Frust. Und so gehen auch die schlimmsten Stellen in kürzester Zeit im gewünschten Tempo.

  2. Kompliziert wird’s halt, wenn man davon ausgeht, dass ein Feedback auch verzögert einsetzen kann. Da sollte jemand schon genau wissen, dass das was er übt für ihn passt und es irgendwann auch zum positiven Ergebnis kommt und er das Ziel erreicht.
    Die Entscheidung, ob sich weitere Geduld lohnt oder man besser umkehrt und eine andere Richtung nimmt ist nicht einfach. Da braucht’s eigentlich jemand, der den gesamten Lösungsraum zu 100% kennt.

    Bei den Blechbläsern gibt’s auch noch den umgekehrten Fall, nach kurzer Zeit bzw. sofort positives Feedback (subjektiver Lernerfolg) obwohl man eigentlich in die falsche Richtung läuft und langfristig dann doch nicht zum eigentlichen Ziel kommt. (Bildlich: Man sieht den Gipfel, muss aber auf dem Weg dorthin erstmal durch ein, oder mehrere Täler anstatt direkt weiter nach oben).

    In der Informatik kennt man ähnliche Probleme. Sobald man alle Lösungen (Ziele) und die Wege dorthin aus Platz und Zeitgründen nicht mehr 100% aufzählen und dann den kürzesten Weg auswählen kann wird’s kompliziert. Um nicht in den lokalen Maxima/Minima stecken zu bleiben braucht’s dann schon clevere Verfahren, um mit möglichst wenig Fehlversuchen den kürzesten Weg zum Ziel zu finden.

  3. 1. Störungen haben Vorrang
    2. Man kann nicht schnell genug langsam tun
    3. metaphorische Mauer: eher echte… :-(

    schreibt die 1/2 Woche übende, 1/2 Woche nicht übende …

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